Wie viel verdient ein Comiczeichner wirklich? Diese Frage bekomme ich oft gestellt und meine Antwort lautet immer: Weniger als du denkst.
Für alle, die nicht gerne lesen oder wenig Zeit haben, am Ende des Beitrags findet ihr eine Zusammenfassung bzw. eine direkte Antwort zur Frage „Wie viel verdient ein Comiczeichner“.
Vor einigen Tagen ist eine Jobanfrage eines japanischen Mangazeichners veröffentlicht worden. Manga-ka (so nennen Nicht-Japaner Comiczeichner aus Japan, die meisten japanischen Mangazeichner nennen sich selbst nicht Manga-ka, so nebenbei gesagt, aber in den letzten Jahren ist der Begriff international populär geworden) Kaya Tsukiyama (Area no Kishi) sucht einen Assistenten. Dieser soll ab Januar pro Tag 12 Stunden arbeiten. Verdienst ca. 80 Euro pro Tag. Eine Gehalterhöhung ist möglich.
Richtig gelesen. 80 Euro für 12 Stunden richtige Arbeit. Also nicht Praktikanten Status, sondern Vollzeit Hintergründe zeichnen, Figuren zeichnen, Säubern von Seiten, Reinzeichnen, Raster einfügen etc.
Viele berühmte japanische Manga-ka haben oft bis zu 10 Assistenten, die sozusagen fast alles machen. In ganz extremen Fällen macht der Manga-ka nur noch die Augen und setzt seinen Namen auf das Cover.
Ausbeutung und schlechte Bezahlung ist in den Medien nichts neues, besonders im Bereich Comic und Manga ist die Bezahlung oft sehr schlecht. Selbst von großen Verlagen erhalten Zeichner wenig.
Natürlich gibt es einige Zeichner, die sehr viel Geld für ihre Comicseiten erhalten, aber das ist meistens die Ausnahme von der Regel.
Man bedenke, ein Comiczeichner sitzt in der Regel zwischen 1 bis 5 Tage an einer Comicseite. Soll die Comicseite richtig gut werden, dann dauert es noch länger, aber in der kommerziellen Comic- und Mangaszene muss es schnell gehen. Kapitalismus in seiner reinsten Form. Zeit ist Geld.
In Deutschland erhält ein Comiczeichner in der Regel zwischen 2500 und 6000 Euro von einem großen Verlag für einen Comic. Egal ob der Comic oder Manga 20 Seiten oder 200 Seiten hat. Mangazeichner ziehen meistens den Kürzeren, denn Mangas sind für ihre hohe Seitenzahl bekannt. Ein Band muss mindestens 160 Seiten haben.
Kleine Verlage können meistens kaum oder nichts zahlen. Es kann sogar vorkommen, dass ein kleiner Verlag sogar den Zeichner um eine finanzielle Beteiligung für die Druckkosten verlangt. Wenn ihr die Verkaufszahlen von Comics und Manga kennt, dann versteht ihr den Grund.
In der Werbung und im Filmgeschäft sieht es etwas anders aus. Handelt es sich um eine große Produktion, dann kann es gut sein, dass man für eine Comicseite 2500 Euro bekommt. In der Regel erhält man aber zwischen 150 und 800 Euro für eine Comicseite in Farbe. Auch Werbeagenturen haben ihre finanziellen Grenzen und sind nicht doof. Das Geld sitzt nicht mehr locker. Für eine Comicseite für eine internationale Kampagne zahlt eine Agentur in der Regel 2000 Dollar (inklusive unbegrenzte Nutzungsrechte für alle Medien).
Falls einer mehr bekommt, der hat den Jackpot geknackt.
Leider werden nicht viele Comiczeichner in Werbeagenturen oder in der Filmbranche gebraucht. Und wenn ja, dann holen sie sich natürlich einen bekannten Comiczeichner.
Die Nachfrage ist sehr gering und das drückt die Preise. Wenn sich auf einen Job tausende Comiczeichner bewerben, dann haben Agenturen leichtes Spiel.
So sieht man oft gute Comiczeichner, Illustratoren und Grafiker Comicseiten für 50 Euro zeichnen. Sie sitzen dann zwischen 3 und 5 Tage an einer Comicseite und erhalten dafür 50 Euro. Wenn man das weiß, dann klingt der Assistenten Job aus Japan sehr lukrativ. Warum arbeiten die Comiczeichner für so wenig Geld? Weil sie das Geld zum Leben brauchen.
In den letzten Jahren habe ich mir eine Faustregel gemacht: für jeden Arbeitsschritt einer Comicseite will ich mindestens 100 Euro. Es kommt natürlich auf den Zeichenstil und den Zeitrahmen an.
Erhalte ich eine Anfrage, dann zähle ich alle Arbeitsschritte auf und kläre auf, wie so eine Comicseite entsteht. Viele Auftraggeber wissen nicht wie viel Arbeit hinter einer Comicseite steckt und vergessen auch die Feedbackschleife. Keine Comicseite ist beim ersten Versuch perfekt geworden. Kein professioneller Comiczeichner hat das je geschafft und wenn ja, dann waren die Ansprüche des Auftragsgebers sehr niedrig.
Warum zahlen die Verlage so wenig? Weil zu wenig Leute Comics lesen. Sie können nicht anders, sie würden gerne mehr zahlen, aber sie haben keinen finanziellen Spielraum.
Warum können Werbeagenturen und Filmproduktionen so viel zahlen? Weil sie oft für große Marken ein hohes Budget haben und die Unternehmen viel Geld mit ihren Produkten verdienen. Sie haben den finanziellen Spielraum.
Wie viel verdient ein Comiczeichner? Zusammenfassung:
Ein großer Verlag zahlt pro Comic oder Manga zwischen 2500 – 6000 Euro. Egal ob der Comic 20 oder 200 Seiten hat, ob er in Farbe oder s/w ist.
Ein kleiner Verlag zahlt kaum oder nichts. Oft verlangt ein Kleinverlag eine finanzielle Beteiligung des Comiczeichners für die Druckkosten.
Werbeagenturen oder Filmproduktionen zahlen in der Regel zwischen 150 – 800 Euro pro Comicseite. Es kann auch mehr sein, wenn die Comicseite aufwendig und für eine große Werbe- oder Filmkampagne ist.
Eine staatliche Institution zahlt in der Regel zwischen 5000 und 12 000 Euro für ein Comicprojekt.
Privatleute oder Autoren zahlen zwischen 100 und 500 Euro für eine Comicseite.
Es gibt wenig Jobs für Comiczeichner und in der Regel bekommen die bekannten Comiczeichner die Jobs.
Tipp für Comiczeichner
Wenn du wissen möchtest wie man als Comiczeichner einen Job bekommt oder sich einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschafft, dann abonniere meinen Comiczeichner Newsletter oder besuche eins meiner Workshops oder Vorträge.