Die Zeit verrinnt: IN TIME Film-Review

Die Zeit ist ein gern genutztes Motiv in Hollywood-Filmen. In Interstellar erfährt Hauptfigur Cooper, dass er es selbst war, der mit Hilfe einer Zeitreise die am Beginn der Handlung vorkommenden, mysteriösen Zeichen aussandte. In Inception dringt Leonardo DiCaprio in die Welt der Träume ein, in der wenige Minuten im realen Leben bereits eine Stunde in der Traumwelt sind. Doch in kaum einem Film wird das Thema der Zeit origineller umgesetzt als bei In Time (2011). Justin Timberlake übernimmt dabei die Hauptrolle des Will Salas.

Die Zeit vergeht

Ausgangssituation: In Time beschreibt eine düstere Zukunft, in welcher der Kapitalismus von einem neuen Wirtschaftssystem abgelöst wurde: Die neue Währung ist die eigene Lebenszeit, die den Menschen an den unteren Rändern der Gesellschaft stetig davon zu gleiten droht. Durch eine Genmanipulation wird der Alterungsprozess eines jeden Menschen an seinem 25. Geburtstag gestoppt. Danach muss er sich seine weitere Lebenszeit verdienen.

Wichtig als symbolisches Element: In der Welt des Films trägt jede Person eine Uhr, welche die restliche Lebenszeit bis auf die Sekunde genau anzeigt. Laut Hintergrundgeschichte wurde dieses Wirtschaftssystem geschaffen, um eine Überbevölkerung der Welt zu verhindern. Die logische Konsequenz: Zeit ist knapp und die Schere zwischen Arm und Reich klafft extrem weit auseinander. Während die oberen Schichten praktisch ewig leben und sich keine Gedanken mehr um den Tod machen müssen, stehen die Menschen am untersten Ende der sozialen Leiter jeden Morgen mit noch 24 verbleibenden Stunden auf und schleppen sich zur Arbeit. Da Lebenszeit Währung ist, müssen sie sich gut überlegen, ob sie ihre verbleibenden Stunden aufsparen oder in Nahrung investieren wollen.

Spiel um Lebenszeit

Das Konzept der knappen Zeit kommt in keinem Punkt besser zum Tragen, als beim Pokerspiel, welches in der Mitte des Films ausgetragen wird: Protagonist Will gewinnt in dem Spiel 1.100 Jahre Lebenszeit. Hier rückt der Kontrast zwischen armen und reichen Mitgliedern der Gesellschaft in den Mittelpunkt. Die Absurdität, um Tausende Jahre von Leben zu spielen, wird offensichtlich. Im echten Leben ist Poker ein Spiel, in dem es meistens um vernünftige Summen an Geld geht. Man spielt es zum Spaß, inzwischen auch online oder auf dem Smartphone. Und oft kann man auch erstmal gratis spielen. Im Film jedoch läuft manchen Menschen die Zeit weg, während andere diese zum Vergnügen einsetzen und viel zu viel davon haben – natürlich auch eine Kritik am modernen Kapitalismus. So ist es kein Wunder, dass die Handlung von Anfang an mitnimmt.

Zeit

Quelle: Pixabay (PIRO4D)

Zwischen Tod und ewigem Leben

Mit genau dieser paradoxen Ausgangslage beginnt nämlich die Handlung des Films im Dayton Ghetto, wo die Zeit wortwörtlich sehr knapp ist. Auch Protagonist Will ist arm und lebt von Tag zu Tag. Das auslösende Moment der Storyline tritt in Form des reichen Henry Hamilton in die Handlung, der vor den „Minute-Men“ flieht, welche Menschen die Lebenszeit stehlen. Während er schläft, bekommt Will von dem lebensmüden reichen Mann all dessen Zeit geschenkt: 116 Jahre hat er jetzt auf seiner Uhr, sein Leben hat sich schlagartig verändert. Dennoch schafft er es nicht, seine Mutter Rachel zu retten, deren Lebenszeit nur Sekunden bevor er sie beschenken kann, ausläuft. Will beschließt, der Aussage Hamiltons nachzugehen, nach der die Reichen daran Schuld sind, dass die Armen früh sterben müssen. Will tritt eine lange Reise an, gewinnt beim oben erwähnten Spiel, muss aber bald feststellen, dass die „Timekeeper“ hinter ihm her sind, die Zeit-Polizei des Films. Bald findet er sich in einer Situation wieder, in der ihm nur wenige Stunden verbleiben.

Insgesamt ist In Time ein spannender Science-Fiction-Thriller, mit einem starken Anflug von gesellschaftlicher Kritik, nach dessen Genuss sich viele Zuschauer die Frage stellen werden: „Was würde ich tun, wenn meine Zeit auslaufen würde?“ Und genau diese Tendenz, den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen ist es, die In Time zu einem ganz besonderen Vergnügen macht.

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