Menschen schauten früher bei Gladiatorenkämpfen zu, wechselten dann zu Theatervorstellungen, sitzen heute im Kino und immer mehr vor Streaming Diensten wie Netflix und Co. Der Mensch ist ein Voyeur und lehnt sich gerne zurück, um zu beobachten.
Streaming-Dienste gibt es mittlerweile auch für Gamer, was für viele sicherlich noch befremdlich ist. Warum zusehen, wenn man selbst spielen kann? Wir gucken ja schließlich auch Thriller, ohne selbst zum Mörder zu werden. Spiele haben in den letzten Jahren an Qualität in Grafik, Handlung und Schwierigkeitsgrad zugenommen. Den Beobachter spielen kann so entweder die Neugierde stillen oder aber nützliche Tipps geben. Viele dieser Streaming-Dienste bieten Spielern auch an, einen eignen Stream zu erstellen oder haben andere Features, die das Engagement steigern.
Auf Twitch TV werden sofort Spiele vorgeschlagen, die gerade gespielt werden oder Kanäle, die aktuell sehr populär sind. Diese werden dann noch mal in PS4 und Xbox-Spiele unterteilt. Die gesamte Übersicht wirkt sehr benutzerfreundlich und aufgeräumt, Gamer finden sich intuitiv zurecht. Wie bei anderen Streaming-Diensten orientieren sich die Vorschläge nach dem Nutzerverhalten. Diese Livestreams lassen sich außerdem abonnieren, liken, teilen oder melden. Die Besonderheit bei Twitch ist, dass es eine Aufnahmefunktion hat und Benutzer aus ausgewählten Sequenzen der Streams damit eigenständige Clips erstellen können. Nicht selten kommt es dadurch zu besonders witzigen Highlights beim Spielen, beispielsweise bei Live-Übertragungen von Pokerprofis. Abgesehen vom Zuschauen kann man sich auch mit anderen Nutzern über eine simultane Chat-Funktion austauschen. Anders als bei Streamingdiensten für Filme, muss man für Twitch TV nicht zwangsläufig zahlen. Die Inhalte sind kostenlos und erst im Falle von Abonnements kostet die Funktion ca. 4,50 Euro im Monat, welche jederzeit kündbar sind. Nutzer können außerdem einen eigenen Kanal erstellen und ihre Spiele live übertragen. Vor allem für leidenschaftliche Spieler ein großer Anreiz. Twitch ist allerdings auch vielseitig und bietet auch zu anderen Themen Livestreams an.
YouTube Gaming ist Twitch TV in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich. YouTube-Liebhaber finden hier das altbekannte Design mit einer großen Zahl von Vorschlägen für interessante Inhalts-Ersteller. Dabei ist nicht sofort ersichtlich, ob es sich um einen Livestream, eine Aufzeichnung oder ein YouTube Video handelt. Vorgeschlagene Inhalte richten sich zwar nach dem eigenen Geschmack wie bei Twitch TV, aber hinzu kommen noch Vorschläge, die nichts damit zu tun haben und indirekte Werbung sind. Das kann man als nervig oder bereichernd empfinden. Auch hier können Nutzer abonnieren, liken usw., nur eine Aufnahmefunktion gibt es nicht. Preislich ist YouTube im Vorteil, da ein Abo nur 3,99 Euro im Monat kostet. In beiden Fällen unterstützt man mit diesem Abo einen bestimmten Kanal und bekommt technische Features sowie exklusive Inhalte als Gegenleistung.
Abseits von diesen großen Fischen gibt es auch noch Ustream. Das Angebot ist noch breiter gefächert, denn die Seite ist nicht speziell auf Videogames ausgelegt. Auf der Startseite sieht man eine Auswahl von Ustream Usern wie zum Beispiel NASA TV. Die Seite bietet private Livestreams, Sportveranstaltungen oder Talkrunden – und natürlich auch Livestreams von Spielen aller Art. Aktive User haben auch hier die Möglichkeit, selbst Videos Online zur Verfügung zu stellen. Diese Streaming-Plattform ist kostenfrei, der Nutzer muss dafür jedoch Werbebanner in Kauf nehmen. Es gibt allerdings eine kostenpflichte Pro-Version, die weitere Features wie Passwort-Schutz gewährleistet, eine Kopplung mit Facebook oder Twitter anbietet, einen integrierten Kundenservice offeriert und vieles mehr – außerdem fallen die Werbebanner weg. Wie die anderen beiden Dienste hat auch Ustream eine mobile Version, die man sich als App runterladen kann.
Hitbox ist im Vergleich zu den anderen Diensten noch relativ jung. Trotzdem ist dieses Startup erfolgsversprechend. Die Mitgliedschaft ist kostenlos, Mitglieder können sogar Geld dazuverdienen, denn in den Streams lässt sich problemlos Werbung einblenden. Hitbox richtet sich mit dem Angebot überwiegend an Spieler, die zusehen oder streamen möchten. Auch hier bietet die Startseite eine Auswahl der Spiele nach Kategorien. Besonders ist hier die Vielfalt an deutschsprachigen Kanälen, damit man nicht erst nach der Sprache filtern muss. Für Gamer, die streamen möchten, bietet Hitbox Tutorials als Hilfe an. Auch dieser Dienst kann als App heruntergeladen werden und ist damit mobil verfügbar.
Ob nun Vollblut-Gamer, aus Neugierde-Getriebener oder Technik-Nerd: Bei diesen Diensten ist für jeden etwas dabei. Alle Dienste haben ihre individuellen Vorteile, entscheidend ist hier vor allem der persönliche Geschmack.